Die Zerschlagung der Lüneburger Gewerkschaftsbewegung 1933

Die Zerschlagung der Lüneburger Gewerkschaftsbewegung 1933
einige Anmerkungen

Einleitung:
Eine organisierte Arbeiterbewegung scheint es in Lüneburg während der Weimarer Republik nicht gegeben zu haben: Zwar füllt die vorhandene Lokalliteratur viele Regal-meter, es scheint jeder Backstein Lüneburger Bürgerhäuser umfassend kartographiert zu sein und jede imaginäre oder belegte Lüneburger „Heldengeschichte“ hundertfach rezipiert und der Nachwelt in den verschiedensten Formen dargestellt (die Geschichte der Johanna Stegen nun auch als Theaterstück), aber die Erfahrungen und die Kämpfe der Arbeiterschaft sind anscheinend nicht „verwertbar“ und somit nicht überlieferungswürdig. In der 32-bändigen Ausgabe der „Lüneburger Blätter“ des Museumsvereins etwa findet sich kein Beitrag über den örtlichen ADGB, in den vielen Foto-Bildbänden (und selbst im Stadtarchiv) nicht eine zeitgenössische Abbildung des Volkshauses. Die dominierende Sicht auf die Zeitgeschichte der Stadt ist immer noch die Sicht des örtlichen konservativen Bürgertums – und das nicht ohne Grund.
Die Zerschlagung der Lüneburger Gewerkschaftsbewegung 1933 nämlich wäre (wie auch anderenorts) nicht möglich geworden ohne die Radikalisierung des Bürgertums und deren massive Unterstützung der Rechtskonservativen und der NSDAP. Als die kapitalistische Krise Anfang der 1930-er Jahre politisch an die Grenze ihrer „marktkonformen Demokratie“ stieß, wandte sich das Bürgertum einem faschistischem Lösungsmuster zu – die Zerschlagung der Gewerkschaften inklusive. Dass und inwieweit die Geschehnisse des 2. Mai 1933 auf einen breiten zustimmenden Grundkonsens im Lüneburger Bürgertum stießen, versuchen wir in einem ausführlichen Kapitel über die „Gegner der Lüneburger Gewerkschaftsbewegung“ zu verdeutlichen. Andererseits soll aber auch nicht verschwiegen werden, dass der antifaschistische Abwehrkampf des ADGB nach der Tolerierung der Politik mehrerer Kabinette zuvor (immer unter dem Gesichtspunkt einer „Politik des kleineren Übels“) in den Monaten ab Februar 1933 völlig fehl ging: „Die Gewerkschaften verboten jegliche Widerstandshandlungen gegen das Präsidialkabinett Hitler-Papen-Hugenberg, verlegten sich statt dessen auf Eingaben gegen Übergriffe und suchte ein Arrangement mit den neuen Machtverhältnissen – aus Opposition wurde Anpassung, aus Anpassung der Wille akademischer Gewerkschaftsspitzen zur Mitgestaltung am
„nationalen Aufbruch”.“(Dr. Jochen Rath). Da wir hierzu kaum örtliche Überlieferungen haben finden können, lassen wir in dieser Broschüre den Ver.di- Kollegen Dr. Karl Lauschke zu Worte kommen mit einem Auszug aus seinem Aufsatz
„Lautlose Kapitulation“ (s. http://geschichte.ver.di/jahrestage_gedenktage/2._mai_1933_zerschlagung_der_gew
erkschaften)
Wie der Titel der Broschüre bereits ausdrückt, formulieren wir hier lediglich „einige Anmerkungen“ zum Thema. Mit diesem Titel-Zusatz möchten wir zum Ausdruck bringen, dass wir unsere Beschreibung als eine erste Annäherung an das Thema betrachten. Wir hoffen auf das Interesse anderer Organisationen/Institutionen (und die Bereitstellung entsprechender Mittel), sich der Lüneburger Gewerkschaftsbewegung zuzuwenden und diese umfassend aufzuarbeiten.